Zulieferer: Rezession fällt aus oder doch nicht?
24.02.2023 Branche & Märkte News

Zulieferer: Rezession fällt aus oder doch nicht?

Das Geschäftsklima der deutschen Zulieferer ist im Februar 2023 erstmals seit einem Jahr wieder positiv. Aber Achtung: Die Verbesserung ist einer Korrektur aus dem letzten Jahr geschuldet, schreibt die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie ArGeZ. Die Arbeitsgemeinschaft befragte dazu rund 600 Unternehmen.

Ausstellergespräch an einem Druckgussteil

Der Geschäftsklimaindex der deutschen Zulieferer zeige sich auf den ersten Blick deutlich verbessert: saisonbereinigt ergibt sich ein Sprung von minus 5,2 Punkten auf plus 0,7 Punkte. Doch die Verbesserung beruhe lediglich auf einer Korrektur der im letzten Jahr von März bis September abgestürzten Erwartungen, so die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie ArGeZ. Angesichts der Turbulenzen auf den Energie- und Rohstoffmärkten sei dies nicht verwunderlich. 

 

Anspannung und verhaltener Optimismus bei Zulieferern

Betrachte man die aktuelle Bewertung der Geschäftsperspektiven auf Sicht von sechs Monaten sei dies eine Verbesserung gegenüber dem Vormonat um knapp zwölf Punkte. Dennoch beinhalten laut der Arbeitsgemeinschaft die Erwartungen der Zulieferer noch leichtes Rezessionspotential. Dazu käme die aktuelle Lage. Seit Sommer 2022 habe sich das eigentlich positive Niveau der Lagebewertung annähernd halbiert (plus 16,2 Punkte). 

 
Grafik zur Beschreibung des Geschäftsklimas in der Zulieferindustrie Deutschland von 2007 bis Februar 2023

Die vor einem Monat formulierten Stimmungskomponenten, Anspannung und dennoch verhaltener Optimismus, blieben bestehen. Vorsicht sei dennoch geboten, wenn vorschnell von einer abgesagten Rezession die Rede wäre. Dafür sei die konjunkturelle Mixtur noch nicht ausgewogen genug. Sowohl im Fahrzeugbau als auch im Maschinenbau ernähren sich weite Teile der Zulieferer von Auftragsbeständen, so ArGeZ. Die Auslastung sei entsprechend hoch. 

 

Anlageinvestitionen auf andere Kontinente

Orderreichweiten würden schmelzen und starke Impulse fehlen. Auch die Bauindustrie leide zudem unter inflationsgetrieben abreißenden Investitionen. Dazu kämen die Standortnachteile aufgrund der hohen Energiepreise. Die Auswirkungen: Großkonzerne würden sich dieser Tage Anlageinvestitionen auf andere Kontinente konzentrieren. 
Schon angelaufene Investitionen laufen Gefahr reduziert, so die Arbeitsgemeinschaft. Diese Gemengelage vor dem Hintergrund einer verunglückten Energiepreisbremse lasse keinen realen Aufschwung im laufenden Jahr erwarten. Eine milde Rezession im ersten Halbjahr sei unwahrscheinlich, aber eben noch nicht endgültig abgesagt. 

 

Ergebnisse einer Befragung von rund 600 Unternehmen

Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie wird von der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie ArGeZ in Zusammenarbeit mit dem Ifo-Institut, München, ermittelt. Er beruht auf der Befragung von rund 600 Unternehmen und deckt die in der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie zusammengeschlossenen Branchen Gießerei-Industrie, Aluminiumindustrie, Kunststoffverarbeitung, Stahl- und Metallverarbeitung, NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie sowie Technische Textilien ab.