„Im Executive Circle kann eine wichtige Weiche für die Zukunft gestellt werden“
19.09.2023 Events Interview

„Im Executive Circle kann eine wichtige Weiche für die Zukunft gestellt werden“

Im Oktober trifft sich in Frankfurt der EUROGUSS Executive Circle. Top-Level-Entscheider aus der gesamten Wertschöpfungskette werden auf Einladung und Initiative der NürnbergMesse über die Zukunft der Gussbranche diskutieren und ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln. Über die Vorbereitungen und den Vorab-Research sprachen wir mit Methods & Analytics Lead Raphael Shklarek vom Zukunftsinstitut sowie Johannes Messer, Geschäftsführer bei Johannes Messer Consulting.

Raphael Shklarek
Die wissenschaftliche Basis für das Gipfeltreffen legt das renommierte Zukunftsinstitut Frankfurt/Wien und Herr Messer unterstützt die Veranstaltung als fachlicher Partner. Wie laufen die Vorbereitungen für den Executive Circle am 5. Oktober?

Raphael Shklarek: Wir hatten Ende Juli einen sehr produktiven und spannenden vorbereitenden Workshop, bei dem ein kleiner Kreis von Leadern aus dem Maschinenbau und dem Druckguss mit dem Kernteam der EUROGUSS und dem Zukunftsinstitut zusammengetroffen ist. Aus den verschiedensten Bereichen haben wir Perspektiven und Stimmen gesammelt, die uns einen vertieften Einblick in die Industrie geben. Das verarbeiten wir jetzt in einem Vorab-Research, der Ausgangspunkt und Sprungbrett für das Event im Oktober sein wird. Dort werden dann alle Teilnehmer anhand einer Canvas in interaktiven Sessions die Szenarien weiterdenken. 

Jetzt sind wir daran, einen angepassten, individuellen Trend Research zu machen und diese Canvas vorzubefüllen. Dann gehen wir wieder ins Gespräch mit dem Kernteam, wo wir die Themen beschließen wollen, die wir beim Event weiterdenken wollen. 

Johannes Messer: Neben dem von Herrn Shklarek erwähnten Workshop laufen regelmäßige Abstimmungen mit dem installierten Programm-Ausschuss. Dieser ist mit Mitgliedern der gesamten Wertschöpfungskette besetzt und vervollständigt so den gesamtheitlichen Blick.  

Wie gehen Sie als Trendforscher vor, um all diese Informationen zu realistischen Zukunftsperspektiven zu verdichten?

Shklarek: Zum einen können wir auf 25 Jahre eigenes Research zurückgreifen. Dazu kommt die systemische qualitative Sozialforschung. Das heißt normalerweise hätten wir Interviews mit Expert:innen geführt, unter anderem mit Menschen aus der Druckgussindustrie und deren Zulieferern. In diesem Fall hatten wir dafür unseren Circle Workshop. Das haben wir eigenem Research komplementiert. Qualitative Forschung qualitative Forschung besteht ja aus induktiven Prozessen der Verdichtung. Man startet mit ganz viel Material, das man immer weiter verdichtet und daraus Essenzen ableitet. 

Die Szenarioanalyse bietet die Möglichkeit, auf sichere Art und Weise unterschiedliche Zukünfte auszuloten. Der Ansatz lässt erkennen, was die Einflussfaktoren innerhalb einer Industrie sind, und was von außen auf sie einwirkt: gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends, aber auch die Natur und der Menschen. So können wir einem Unternehmen, einer ganzen Industrie oder generell einem sozialen System einen Ausblick geben und gemeinsame Emotionen und Bilder erzeugen. 

Wie ist der Ablauf am 5. Oktober?

Shklarek: Wir starten mit einem Impulsvortrag unseres Geschäftsführers Harry Gatterer, einem der Gesellschafter des Zukunftsinstituts, dann folgen verschiedene interaktive Workshops, die von Teilnehmern des ersten Termins im Juli moderiert werden. Dann kommt alles wieder zusammen für einen gemeinsamen Dialog und den Abgleich der Ergebnisse. Wichtig ist, dass das Resultat aus der Gruppe, aus der Industrie heraus entsteht und nicht outside in, dass wir als Zukunftsinstitut also nicht sagen: Das sind die Trends für Ihre Branche. Im Nachgang verarbeiten wir das Material, das an diesem Tag entsteht, verdichten weiter und entwickeln Szenarien daraus, die in erster Linie narrativ sind und gegebenenfalls zusätzlich ein Bild ergeben. Im wahrsten Sinne des Wortes: ein Bild. 

Sie haben ja bereits Einblicke in die Branche erhalten. Können Sie davon schon etwas weitergeben oder ist das zu früh?

Shklarek: Ich möchte nicht vorgreifen, aber einige interessante Tendenzen, die wir in anderen Industrien finden, gibt es in der Gussbranche offenbar auch: Gerade in den Industrien, deren Hauptmarkt die Autoindustrie ist, haben wir momentan eine Neubewertung von Wachstum. Eine weitere Tendenz ist die Bildung von Allianzen und dass die Kommunikation nach innen und nach außen neu gedacht wird. 

Messer: Neubewertung von Wachstum, Bildung von Allianzen und Kommunikation sind aktuell Themen, die in der Tat unsere Industrie wesentlich beschäftigen. In einer aktuellen Veröffentlichung unter der Überschrift „Restart“ gehe ich auf diese Themen im Kontext der aktuellen Situation der Aluminium-Guss-Industrie näher ein.

Warum ist der Executive Circle ein wichtiger Ansatz?

Shklarek: Beim Executive Circle geht es darum, mit den Teilnehmern auf Basis einer fundierten Trendunterlage unterschiedliche Perspektiven partizipativ zu gestalten. Das hat nicht nur einen inhaltlichen Wert, sondern auch den Zweck, Netzwerke und Allianzen zu knüpfen. Und das ist ein sehr interessanter Fokus: Es geht darum einander zuzuhören, zu verstehen und voneinander zu profitieren. Diese Synergien zu erkennen, das ist eine Form von, wir nennen es auch „Coopetition“. Man steht im Wettbewerb, aber hat verstanden, dass man voneinander profitieren kann. Im Executive Circle kann eine wichtige Weiche für die Zukunft gestellt werden, weil man erkennen wird, dass man für Komplexität und multiple Krisen nicht alleine die Antworten hat.

Messer: Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne ergänzen, dass ich den jetzigen Zeitpunkt der Veranstaltung für sehr gut halte. Die Aluminium-Gießerei-Industrie ist aktuell mit einem äußerst komplexen Umfeld von Herausforderungen konfrontiert. Die entsprechenden Antworten und Reaktionen sind zum Teil noch offen. Auch aus diesem Grund kommt die Veranstaltung zum richtigen Zeitpunkt.

Wann wäre der Executive Circle aus Ihrer Sicht ein Erfolg?

Shklarek: Für mich ist die Veranstaltung erfolgreich, wenn die Menschen am Ende des Tages rausgehen und das Gefühl haben, ihre Gruppe besser zu kennen und die Perspektiven für die Zukunft mehr teilen zu können. Eine gelingende Zukunft ist eine, in der man Beziehungen hat, die man miteinander gestalten kann, weil sie eben zu groß ist, um es allein zu schaffen. 
Unter der Überschrift „Restart“ veröffentlicht Johannes Messer ein Review, eine Analyse, Einschätzungen, Erwartungen und Empfehlungen zur aktuellen Situation der Aluminium-Gießereiindustrie. Zum Artikel.

Lesen Sie außerdem im Interview mit Johanns Messer und Christopher Boss über den EUROGUSS Executive Circle. Ein Format für das C-Level der Druckgussbranche, das sich den Fragen zur Zukunftsfähigkeit stellt. Zum Interview.
Nachrichtensymbole auf einem Smartphone.

Der EUROGUSS 365 Newsletter

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte und News rund um die Druckgießerei-Industrie. Melden Sie sich jetzt kostenfrei für den Newsletter an.

Autor

EUROGUSS 365

Editors EUROGUSS 365

euroguss365@nuernbergmesse.de