- 11.08.2025
- Fachbericht
- Branche & Märkte
Rohstoffsicherheit erfordert Partnerschaften auf Augenhöhe
Deutschlands Industrie ist auf Importe kritischer Rohstoffe angewiesen – eine geopolitische Schwachstelle, die angesichts wachsender Abhängigkeiten und internationaler Konkurrenz gezielte Gegenmaßnahmen erfordert. In einem Meinungsbeitrag betont Gerd Röders, Präsident der WirtschaftsVereinigung Metalle (WVMetalle) und Geschäftsführer der Gießerei G.A. Röders GmbH & Co. KG, die Notwendigkeit strategischer Kooperationen mit dem globalen Süden, um Versorgungssicherheit, Wertschöpfung und Resilienz zu stärken.

Kritische Rohstoffe als strategische Achillesferse
Seltene Erden, Magnesium und Aluminium sind essenziell für Schlüsseltechnologien wie Elektromobilität, Windkraft oder moderne Kommunikationstechnik – und damit auch für die wirtschaftliche und militärische Leistungsfähigkeit. Zwar verfügen deutsche Unternehmen über Kapazitäten zur Aufbereitung und Verarbeitung, die Grundstoffe selbst müssen jedoch importiert werden.
China verfolgt seit Jahren eine gezielte Rohstoffpolitik, sichert sich in Afrika und Asien langfristige Zugriffsrechte und verdrängt Wettbewerber durch Dumpingpreise, etwa bei Magnesium. Die Folge sind strategische Abhängigkeiten, die sich heute deutlich bemerkbar machen.
Geopolitische Unterschiede – und Europas Nachholbedarf
Die USA setzen auf eine strikt geopolitische Rohstoffstrategie mit dem Ziel, die Abhängigkeit von China zu minimieren und die eigene Verarbeitungskapazität auszubauen. Der Inflation Reduction Act verstärkt diesen Kurs. Europa hingegen hielt lange am marktwirtschaftlichen Ansatz fest und reagiert erst seit Kurzem mit eigenen Initiativen – jedoch noch zu zögerlich.

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Wertschöpfung statt reiner Rohstoffexporte
Gespräche von WVMetalle mit afrikanischen Staaten und der bolivianischen Botschaft zeigen: Viele Länder des globalen Südens wollen nicht nur Rohstoffe liefern, sondern an der industriellen Verarbeitung, am Technologieaustausch und an Partnerschaften teilhaben. Hier kann Europa seine noch vorhandene Reputation als verlässlicher, neutraler Partner nutzen – ein Vorteil gegenüber China oder den USA.
Strategische Verzahnung von Politik und Wirtschaft nötig
Für Röders ist klar: Rohstoffsicherheit erfordert ein abgestimmtes Handeln von Wirtschaft, Außen- und Entwicklungspolitik. Der Weg führe über faire Partnerschaften, die nicht nur Rohstoffzugang sichern, sondern Perspektiven vor Ort schaffen. Zwischen Bergwerk und Endprodukt liegen zahlreiche industrielle Prozessschritte – wer diese gemeinsam entwickelt, schafft dauerhafte Bindungen und stärkt sowohl den Industriestandort als auch die geopolitische Resilienz.