1. Tiefe OEM-Integration ist entscheidend für die globale Wettbewerbsfähigkeit
Europäische Druckgussunternehmen kämpfen mit einem harten globalen Wettbewerb, der oft durch starre Strukturen und veraltete Rahmenbedingungen benachteiligt wird. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Executive Circle ist, dass der Erfolg im Aufbau strategischer Partnerschaften und nicht in transaktionalen Beziehungen liegt. OEMs müssen ihre Zulieferernetzwerke eng miteinander verknüpfen und eine transparente, kontinuierliche Kommunikation bereits in den frühen Phasen der Produktentwicklung fördern.
Anstatt die Zulieferer als Ausführende in letzter Minute zu behandeln, sollten OEMs sie während des gesamten Lebenszyklus des Projekts als wichtige Mitwirkende betrachten. Dazu gehört, dass sie sich auf gemeinsame Ziele einigen, gemeinsam Werkzeugstrategien entwickeln und gemeinsam Innovationen für Geschwindigkeit und Effizienz entwickeln. Katrin Grebe drückt es so aus: "Der OEM ist Teil des Prozesses, er muss auch davon profitieren. Aber er muss seine Partner von Anfang an mit einbeziehen."
2. Überwindung struktureller Silos in OEM-Organisationen
Der Podcast zeigt deutlich auf, wie traditionelle Abteilungsunterteilungen in OEMs Innovationen behindern. Sei es die Trennung zwischen Vorentwicklung und Einkauf oder die Fragmentierung zwischen Design, Industrialisierung und Werkzeugbau - das Ergebnis sind kostspielige Ineffizienzen und sich wiederholende Arbeiten.
Staffan Zetterström bezeichnet diese internen Übergaben treffend als Gräben, in die Projekte fallen, die einen Neustart erfordern und bei denen wertvolles Wissen verloren geht. Um die Entwicklungszyklen wirklich zu beschleunigen, müssen die OEMs eine Umstrukturierung hin zu einer flüssigeren, funktionsübergreifenden Zusammenarbeit vornehmen, die sich an den agilen Praktiken orientiert, die bereits bei asiatischen und amerikanischen OEMs zu beobachten sind. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Europa in einem sich schneller entwickelnden globalen Markt zurückbleibt.
3. Front-Loading und Wissenserhalt sind Game-Changers
Einer der wichtigsten Handlungsaufrufe von Grebe und dem Gremium ist die Notwendigkeit des Front-Loading, d.h. die frühzeitige Einbindung von Zulieferern und Werkzeugherstellern in die Konstruktionsphase. Wenn Gussteile, Werkzeuge und Produktionsprozesse gleichzeitig entwickelt werden, sinkt das Potenzial für Ausschuss, Umgestaltung und Ausfallzeiten.
Da die Erstausrüster jedoch in den letzten Jahrzehnten ihr internes Fachwissen im Bereich Guss immer weiter reduziert haben, verlassen sie sich zunehmend auf externe Partner, um dieses Wissen zu erhalten. Grebe stellt fest: "Die OEMs wissen gar nicht mehr, was sie fragen sollen. Sie brauchen uns." Der Schutz und die angemessene Vergütung dieses Wissens, insbesondere wenn es frühzeitig weitergegeben wird, ist nicht nur fair, sondern auch für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich.
4. Umstellung von kostenorientiertem Einkauf auf Gesamtbetriebskosten (TCO)
Einer der kritischsten Punkte des Podcasts war die Kurzsichtigkeit vieler Einkaufsentscheidungen. Wenn OEMs niedrige Anschaffungskosten bevorzugen, ignorieren sie oft versteckte Kosten wie Qualitätsverluste, Wartungsbedarf, Ineffizienzen in der Produktion und Verzögerungen in der Lieferkette.
Grebe und das Gremium argumentieren, dass ein TCO-Ansatz, bei dem die Lebenszykluskosten berücksichtigt werden, zu nachhaltigeren und strategischeren Beschaffungsentscheidungen führt. Bessere Werkzeuge sind zwar im Vorfeld teurer, können aber im Laufe der Zeit den Ausschuss drastisch reduzieren und den Output erhöhen. Doch, wie Fabian Niklas bemerkt, gibt es in Europa keine strukturierte Möglichkeit, diese Kosten zu verfolgen. Sie sind auf verschiedene Abteilungen und Konten verteilt und damit fast unsichtbar."
5. Kultur und Lobbying: Katalysatoren für den Wandel
Letztlich ist das größte Hindernis vielleicht nicht technischer Natur, sondern kultureller Natur. Europäische Erstausrüster sind nach wie vor in einer alten Denkweise verhaftet und legen Wert auf die Einhaltung von Vorschriften, traditionelle Hierarchien und risikoscheue Strukturen. Im Gegensatz dazu sind neuere Marktteilnehmer (wie Rivian in den USA) wendiger, kooperativer und nehmen Innovationen schneller an. Grebe brachte es auf den Punkt: "Wir brauchen nicht mehr F&E-Studien. Wir müssen es einfach tun."
Hier kommen Plattformen wie der Euroguss Executive Circle ins Spiel. Sie sind mehr als runde Tische für die Industrie; sie sind Inkubatoren für Veränderungen. Die Gruppe ist kein geschlossener Club, sondern eine offene Bewegung, die sich für stärker integrierte Modelle, politische Veränderungen und eine einheitliche Lobbyarbeit der Industrie einsetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie auf der Weltbühne zu erhalten.
Schlussfolgerung: Die Zeit zum Handeln ist jetzt
Dieser Podcast hat nicht nur die Herausforderungen beleuchtet, sondern auch einen Fahrplan aufgezeigt. Die Erstausrüster sind der Schlüssel zur Umgestaltung der Zukunft des europäischen Druckgusses, aber sie müssen mit Dringlichkeit, Offenheit und strategischer Absicht handeln. Angesichts des sich beschleunigenden globalen Wettlaufs ist die Entscheidung klar: entweder mit fragmentierten Modellen weitermachen und das Risiko der Veralterung eingehen oder eine intensive Zusammenarbeit anstreben und den Weg nach vorne weisen.
Wie Katrin Grebe treffend feststellte: "Die Gießereiindustrie ist bereit und offen für neue Modelle, um dieses Ziel zu erreichen. Jetzt müssen die OEMs aktiv werden.