• 14.10.2025
  • Fachbericht

BDG korrigiert Prognose für 2025 deutlich nach unten

Die deutsche Gießerei-Industrie bleibt auch im Jahr 2025 in der Krise. Nach einem schwachen ersten Halbjahr hat der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) seine Prognose zur Gussproduktion erneut nach unten angepasst. Statt einer erhofften Stabilisierung rechnet der Verband nun mit einem Rückgang von rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Geschrieben von Editors EUROGUSS 365

Hafen mit vielen Autos und zwei Fähren
Die sinkende Nachfrage nach europäischen Autos bremst die Gussproduktion in Deutschland.

Noch im Herbst 2024 hatte der BDG eine weitgehend stabile Entwicklung prognostiziert. Zwar war der Hinweis auf mögliche Abwärtsrisiken Teil der damaligen Einschätzung, doch die Annahme einer „Seitwärtsbewegung“ erwies sich als zu optimistisch. Bereits im ersten Halbjahr 2025 sank die Produktion in den Eisen- und Stahlgießereien um acht Prozent auf 1,34 Millionen Tonnen. Im NE-Metallguss lag das Minus in ähnlicher Größenordnung: minus 8,2 Prozent auf 370.000 Tonnen. Besonders schwer wiegt der Einbruch im Exportgeschäft: Während die Eisen- und Stahlgießereien 8,8 Prozent weniger ausführten, gaben die Ausfuhren der NE-Metallgießereien sogar um 17,5 Prozent nach.

Statistische Basiseffekte aus dem schwachen zweiten Halbjahr 2024 könnten die Verluste in den kommenden Monaten zwar optisch abmildern. Doch von einem echten Aufschwung kann keine Rede sein. 2025 wird damit nach 2023 und 2024 das dritte Jahr in Folge ohne Wachstum.


Ursachen: Pkw-Produktion und Handelshemmnisse

Ein wesentlicher Grund für die Schwäche liegt in der rückläufigen Pkw-Produktion in Europa. Wichtige Produktionsstandorte wie Spanien (-10 Prozent), Großbritannien (-7 Prozent) oder Ungarn (-5 Prozent) verzeichneten deutliche Rückgänge. Zwar legte die Produktion in Deutschland um vier Prozent zu, doch der Strukturwandel im Fahrzeugbau hinterlässt Spuren: Batterieelektrische Fahrzeuge, die weniger Gussbauteile benötigen, legten um 32 Prozent zu, während Verbrennerfahrzeuge um vier Prozent zurückgingen.

Hinzu kommen verschärfte internationale Handelsbedingungen. Mitte August erhöhten die USA die Zölle auf mehr als 100 Gussprodukte auf 50 Prozent. Dies betrifft etwa Motorblöcke, Zylinderköpfe oder Pumpengehäuse. Rund fünf Prozent der gesamten deutschen Guss-Exporte sind direkt betroffen, bis zu 80 Prozent indirekt, wenn Gussteile in Maschinen oder Fahrzeuge einfließen, die in die USA geliefert werden. Der BDG warnt vor wachsenden Umlenkungseffekten: Asiatische Anbieter könnten so zusätzlichen Druck auf den europäischen Markt ausüben.

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Exporteinbruch und branchenspezifische Belastungen

Besonders kritisch ist die Lage im Export für den ausländischen Fahrzeugbau. Noch vor wenigen Jahren galt dieses Segment als stabilisierender Faktor. Binnen fünf Jahren stieg der Anteil der für den Fahrzeugbau bestimmten Exporte von 54 auf 65 Prozent. Nun zeigt sich eine überproportionale Schwäche. Auch der Maschinenbau, traditionell zweites Standbein der Branche, schwächelt: Auftragseingänge sanken im ersten Halbjahr um zwei Prozent, die Produktion sogar um fünf Prozent. Damit fehlen wichtige Impulse für eine nachhaltige Erholung.

Die Kapazitätsauslastung lag im Juli mit 75 Prozent deutlich unter der kritischen Marke von 80 Prozent. Viele Betriebe halten Kapazitäten bewusst vor, um bei einer möglichen Erholung rasch reagieren zu können. Doch der Preis dafür sind steigende Stückkosten und ein weiterer Rückgang der Beschäftigung. Im Juni 2025 arbeiteten rund acht Prozent weniger Menschen in der Branche als im Vorjahr – ein Niveau, das zuletzt während der Finanzkrise und der Corona-Pandemie erreicht wurde.

Damit steht die Gießerei-Industrie vor einem Dilemma: Einerseits ist der Fachkräftemangel ein strukturelles Risiko, andererseits zwingt die anhaltende Unterauslastung zu Personalabbau.
 

Politische Unsicherheit verstärkt die Krise

Neben konjunkturellen und strukturellen Faktoren verschärfen politische Unsicherheiten die Lage, so der Gießereiverband, 

Die auf den Weg gebrachten Superabschreibungen etwa werden nur dann auch im industriellen Mittelstand zur Entfaltung kommen, wenn die Bundesregierung eine weiterreichende Perspektive für den Standort Deutschland in die Umsetzung bringt“, schreibt Dr. Tillman van de Sand, Leiter Marktanalysen und Volkswirtschaft, im aktuellen BDG-Report. „Der Streit etwa um Entlastungen bei den Energiekosten lähmt Investitionsentscheidungen zusätzlich“ 

Im zweiten Halbjahr 2025 könnten Basiseffekte die Statistik zwar etwas aufhellen, doch das Grundproblem bleibt: Die Gießerei-Industrie steckt weiterhin in einem tiefgreifenden Struktur- und Nachfragewandel. Erst ab 2026 könnten Sondervermögen und Investitionsprogramme eine spürbare Belebung bringen. 

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EUROGUSS 365
Editors EUROGUSS 365
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