• 14.10.2025
  • Fachbericht

30 Jahre EUROGUSS: Goldgräberstimmung, Gespräche und ein paar geliehene Stühle

Als sich 1996 in Sindelfingen die Hallentore zur ersten EUROGUSS öffneten, war die Idee einer spezialisierten Druckgussmesse noch ein Wagnis. Unterstützer wie Sand am Meer? Fehlanzeige. Heute, 30 Jahre später, ist aus dem einstigen Experiment ein internationaler Branchentreffpunkt geworden. Wer verstehen will, warum, muss mit denen sprechen, die von Anfang an dabei waren.

Geschrieben von Editors EUROGUSS 365

Eintrittskarte zur ersten EUROGUSS im Jahr 1996 in Sindelfingen.
Eintrittskarte zur ersten EUROGUSS im Jahr 1996 in Sindelfingen.
Marco Höfler
Marco Höfler, heute Geschäftsführer der FISA Ultraschall GmbH, war bereits im Unternehmen tätig, als dieses als Aussteller der ersten EUROGUSS teilnahm – und war damals live bei der Premiere dabei.

Marco Höfler ist einer von ihnen. Heute Geschäftsführer der FISA Ultraschall GmbH, damals Vertriebsmitarbeiter in einem mittelständischen Unternehmen – und Aussteller der ersten Stunde.

Zeit für eine Reise: Zurück ins Sindelfingen, Januar 1996. Keine Social Media, kein Livestream , keine smarten interaktiven Hallenpläne. Aber dafür: gespannte Erwartung, viele Gespräche – und ein Nachbarstand, der so voll war, dass man kurzerhand die eigenen Stühle rüberschob. „Striko Westofen war gleich neben uns, bei denen war der Stand täglich überlaufen. Wir haben oft unsere Sitzgelegenheiten ausgeliehen“, erinnert sich Höfler. „Es war ein bisschen wie Goldgräberstimmung – ein Gefühl von Aufbruch.

Was damals noch neu war – eine Fachmesse, die sich ausschließlich dem Thema Druckguss widmete – wurde rasch zu einem Branchentreff mit Sogwirkung. Der Zeitpunkt war günstig: Viele Aussteller hatten zuvor auf der GIFA ausgestellt, einer internationalen Großmesse, auf der das Thema Druckguss eher am Rand mitlief. In Sindelfingen dagegen stand es erstmals im Mittelpunkt. „Man hat sofort gemerkt: Diese Messe trifft einen Nerv“, sagt Höfler. Die Resonanz sei überwältigend gewesen, viele hätten noch auf der Messe zugesagt, auch beim nächsten Mal wieder dabei zu sein.

Der Ort für persönlichen Austausch und technische Lösungen

Heute, drei Jahrzehnte später, ist aus dem mutigen Projekt eine etablierte internationale Plattform geworden. Die EUROGUSS ist sich dabei treu geblieben. Für Höfler steht fest : „Schon nach der ersten Messe ist die EUROGUSS bei uns auf den ersten Platz im Messeranking gelandet – das ist bis heute so geblieben.“ Was das konkret bedeutet, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Zuletzt trafen sich über 14.000 Fachbesucher:innen und mehr als 600 Aussteller aus über 30 Ländern in Nürnberg. Und das in einem Marktumfeld, das von Verunsicherung geprägt ist.

Denn die Stimmung in der Druckgussindustrie ist – höflich gesagt – angespannt. Die aktuelle Marktsituation ist sehr schwierig. Das hat auch mit den vielen politischen Entscheiden der letzten Jahre zu tun, die oft im Rahmenprogramm sowie im Executive Circle der EUROGUSS ihren Platz finden: fehlende Standortsicherung, hohe Strompreise, steigende Abgaben. Deshalb bekam die Fachmesse quasi eine zusätzliche Rolle: nicht nur als Bühne für Maschinen, Produkte und Technologien, sondern als dringend benötigter Raum für Austausch, Rückhalt und Diskussion.

Zwei Männer in Anzügen stehen vor einer Maschine und lachen.
Fachgespräche rund um die Werkstoffprüfung: EUROGUSS 2008 zeigte die Bedeutung und Möglichkeiten im Druckguss.
Zwei Männer in Anzug schauen auf einen Bildschirm, einer zeigt mit einem Stift auf den Bildschirm
Auf der EUROGUSS 2014 war Automatisierung und Robotik eines der Highlights.

Vom Wagnis zum Pflichttermin

Gerade  jetzt brauchen wir den direkten Kontakt. Nicht alles lässt sich in Video-Calls oder Webinaren klären“, sagt Höfler

Für ihn gehört es zur DNA der Branche, Probleme bei einem Kaffee – oder gerne auch bei einem Glas Bier – zu besprechen. Die Messe sei dafür der perfekte Ort. Persönlich. Direkt. Auf Augenhöhe. Dass die EUROGUSS auch in Zukunft genau das bleibt, wünscht sich Höfler ausdrücklich. Digitalisierung hin oder her: „Die Messe sollte auf keinen Fall virtuell enden.

Dass die gesamte Druckgussbranche so empfindet, zeigt sich darin, dass die EUROGUSS längst nicht nur für die Automobilindustrie zum Pflichttermin geworden ist . Und sie entwickelt sich auch heute noch weiter – thematisch, technologisch, international. Aber der Kern bleibt: Hier begegnet sich eine Industrie, die weiß, wie wichtig Nähe ist – nicht nur zu ihren Bauteilen, sondern auch zueinander. Und das macht diese Messe aus.

Ein Mann im Anzug richtet eine Maschine aus, neben ihm steht eine Frau in einem weißen Rollkragenpullover und lacht.
Moderne Anlagen und Begeisterung für Innovation – Eindrücke von der EUROGUSS 2020.

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