Zulieferer fordern positive Signale aus der Politik
07.09.2023 Branche & Märkte News

Zulieferer fordern positive Signale aus der Politik

Das Stimmungsbild bei einer Stütze der deutschen Wirtschaft trübt sich weiter ein: Im August ist das ifo-Geschäftsklima der deutschen Zulieferer zum sechsten Mal in Folge gefallen. Durch den jüngsten Rückgang um 5,8 Saldenpunkte liegt es nur noch bei -21,9 Punkten. Die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) rechnet auch für den Herbst mit einer schlechten Geschäftslage und fordert „positive Signale aus der Politik“.

Mann am Schreibtisch

Sowohl die Erwartungen für die kommenden sechs Monate als auch die Beurteilungen der aktuellen Situation sind ungünstig. Notieren erstere bereits seit Längerem im negativen Saldenbereich, sinkt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage erstmals seit November 2020 unter die Neutralitätsschwelle (-7,5 Punkte). Nur noch jedes fünfte Unternehmen bewertet die Geschäftslage als gut. Zulieferer, die in den kommenden sechs Monaten Besserung erwarten, bilden die Ausnahme: 7 Prozent sind vorsichtig optimistisch, knapp die Hälfte hingegen sieht konjunkturelle Schwierigkeiten auf die Industrie zukommen. 

Waren die vergangenen Jahre durch Probleme im Zusammenhang mit der Coronapandemie, den Lieferketten und dem Krieg in der Ukraine sowie etwaige Nachholeffekte geprägt, zeichnet sich die Schwächung des Wirtschaftsstandortes Deutschland durch eine strukturelle Krise ab. Wo kurzfristige Schocks „durch agiles Unternehmertum und staatliche Stützen“ noch abgefangen werden konnten, geht es nun nach Ansicht der ArGeZ „bedrohlich an die Substanz“. Der industrielle Mittelstand habe oft nicht die Möglichkeit, schlechten regulatorischen Wettbewerbsbedingungen auszuweichen. 


Substanzielle Absenkung der Energiepreise

Die Liste der Handlungsfelder sei lang. So setzen die mittelständischen Zulieferbetriebe als Energieträger vor allem Strom und Gas ein. Die Herstellung bzw. Verarbeitung von Aluminium und Stahl, von Gießereiprodukten sowie von Kunststoffen und Textilien verbraucht erhebliche Energiemengen. Die Preise dafür liegen weit über denen anderer Industrienationen. Automobilzulieferer stehen aber in einem harten internationalen Wettbewerb. Die Hersteller vergeben Zulieferteile bevorzugt an Betriebe in Regionen mit niedrigeren Energiekosten. Zulieferer, die ihre Produktion nicht ins Ausland verlagern können, brauchten daher schnell eine substanzielle Absenkung der Energiepreise. 

Ein zeitlich begrenzter Industriestrompreis ab dem 1.1.2024, der auch den industriellen Mittelstand ohne Hürden erreicht, ist dringend erforderlich.
Christian Vietmeyer, Sprecher der ArGeZ

Zudem müsse der Bürokratieabbau schneller vorankommen, so die ArGeZ. Ihr Appell richtet sich nicht nur an die Politik, sondern auch an die Automobilhersteller und großen Tier 1-Unternehmen. Unter dem Label Nachhaltigkeit würden kleinere Zulieferer von diesen mit neuen Erklärungs- und Dokumentationspflichten „überschwemmt“, im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und der sozialen Nachhaltigkeit bekämen mittelständische Zulieferer umfangreiche Fragebögen zugestellt. “Die mittelständischen Zulieferer leiden schon genug unter staatlicher Bürokratie. Da müssen die Automobilhersteller mit ihren überbordenden Fragebögen nicht noch ständig draufsatteln”, erklärte Vietmeyer. 

Die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie vertritt 9.000 vornehmlich mittelständische Zulieferunternehmen mit rund einer Million Beschäftigten. Sie wird unter anderem vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie getragen.

Nachrichtensymbole auf einem Smartphone.

Newsletter der EUROGUSS 365

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte und News rund um die Druckgießerei-Industrie. Melden Sie sich jetzt kostenfrei für den Newsletter an.