Executive Circle der Gussbranche: Erfolgreiche Initialzündung
10.10.2023 EUROGUSS Family News

Executive Circle der Gussbranche: Erfolgreiche Initialzündung

Raum schaffen für gemeinsames Nachdenken über die Zukunft der Druckgussbranche und für Netzwerken auf höchster Ebene. Das war das erklärte Ziele des Executive Circle, zu dem die NürnbergMesse als Veranstalter der Fachmesse EUROGUSS Top-Entscheider aus der gesamten Wertschöpfungskette am 4. und 5. Oktober in den Taunus eingeladen hatte. Fast 60 führende Köpfe aus Wirtschaft und Wissenschaft waren der Einladung gefolgt und diskutierten leidenschaftlich über Wege in eine bessere Zukunft. Am Schluss der Veranstaltung war etwas mit Händen zu greifen: Aufbruchstimmung.

Executive Circle
„Wir haben eine solche Phase der Stagnation in unserer Branche praktisch seit 50 Jahren nicht erlebt“, brachte Johannes Messer die Ausgangssituation auf den Punkt. Seit Ende 2018 verzeichnet die Branche kein Wachstum. Die Karten werden neu gemischt, auch weil zusätzliche Player aus China, Indien oder Mexiko auf den Markt drängen und der technologische Fortschritt weitergeht, etwa bei Strukturbauteilen von Automobilen. „Wir müssen um unseren Anteil kämpfen. Aber wir haben in Europa das stärkste Netzwerk, das müssen wir für die Transformation nutzen“, erklärte der ausgewiesene Branchenkenner und Berater.
Bechstein und Boss Moderatorin Claudia Bechstein im Gespräch mit Christopher Boss.
Um den Austausch über eine gemeinsame Zukunftsvision und mögliche Kooperationen zwischen Unternehmen zu organisieren, wurde der Executive Circle ins Leben gerufen. Christopher Boss, dem Executive Director der EUROGUSS, schwebte schon länger ein solches Format vor: „Auch Messegesellschaften befinden sich in einer Phase der Transformation. Digitale Tools sind das eine. Aber gerade in Krisenzeiten braucht es noch mehr persönlichen Austausch und Partnerschaften. Als Dienstleister für unsere Kunden aus der Gussbranche wollten wir die passende Plattform dafür bieten“, erklärte er zum Auftakt der Veranstaltung.

Ist Europa „erschöpft“?

Das nächste Ausrufezeichen des von Business Moderatorin Claudia Bechstein souverän geleiteten Formats setzte Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Wien/Frankfurt, das die NürnbergMesse mit der wissenschaftlichen Begleitung beauftragt hatte. In seiner Keynote ganz ohne die üblichen Charts skizzierte Gatterer wichtige Megatrends, die die Welt bewegen und legte die Basis für die folgenden Gespräche zwischen den Teilnehmern. 
Harry Gatterer Keynote ganz ohne Charts: Harry Gatterer.
Er eröffnete den Zuhörenden interessante Entwicklungen wie die vom „erschöpften Europa“, das sich angesichts ständig wachsender Komplexität in der Welt durch immer mehr Regulierung aufrecht zu erhalten sucht, dadurch aber an Lebendigkeit verliert, und vom „Friendshoring“, bei dem die Beziehungen zwischen Unternehmen mehr sind als die zwischen Lieferanten und Abnehmern. Der Zukunftsforscher appellierte an die Zuhörer, einen Tag lang vom intellektuellen Modus, der vor allem zur Aufrechterhaltung des Status quo diene, in den emotionalen Modus zu wechseln, der die Vorstellungskraft dafür stärke, was alles möglich sein kann. 
Raphael Shklarek, Methods & Analytics Lead des Zukunftsinstituts und bereits seit Juli maßgeblich in die Vorbereitungen für das Gipfeltreffen einbezogen, ging anschließend auf die für die Branche besonders relevanten Rahmenbedingungen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Mensch und Natur ein. Er konkretisierte die Aufgabe, der sich die Unternehmer und Unternehmerinnen an diesem Tag stellen sollten: „Heute denken wir zusammen, versuchen Muster zu erkennen und ein Gruppenbild zu erzeugen.“ Es soll den Rahmen bilden für die Zukunftsszenarien, die Shklarek und sein Team in den Wochen nach der Veranstaltung entwickeln werden. 

Erwartungen wurden erfüllt

Die Erwartungen an das neue Format waren hoch, wie Statements einiger Teilnehmer zeigten: „Innovation entsteht an Schnittstellen. Deshalb ist viel möglich, wenn Product Owner, Technologieanbieter und der Druckguss als Anwender zusammenkommen. Das ist der Gedanke hinter dem Executive Circle, den ich voll und ganz unterstütze. Dieses Format ist ein Startingpoint, von dem aus man vorangehen kann“, sagte Dr.-Ing. Alexander F. Marks, Chief Customer Officer der Oskar Frech GmbH + Co. KG.
Executive Circe Teilnehmer
Diesen Anspruch einzulösen, war nicht selbstverständlich, aber es gelang in den folgenden Stunden: In mehreren Thinkspaces diskutierten die Teilnehmer darüber, welche Einflüsse für ihre Branche besonders relevant sind. Mit Sachverstand und Leidenschaft sprachen sie in kleinen Gruppen wechselnder Zusammensetzung über mögliche Wege und Handlungsoptionen. Die verdienten Pausen wurden intensiv genutzt, um Networking zu betreiben, Kontakte herzustellen und zu vertiefen.

Die junge Generation begeistern

Deutlich kristallisierten sich in den Diskussionen verschiedene Schwerpunkte heraus. Dazu gehörten die bestehenden Probleme bei der Gewinnung geeigneter Nachwuchskräfte ebenso wie eine zu geringe Veränderungsgeschwindigkeit in vielen Betrieben, die in deutlichem Kontrast steht zum „China-Speed“, mit dem sich die oft deutlich größeren Mitbewerber in Fernost weiterzuentwickeln scheinen. Nicht zuletzt wurde mehr Innovationswille in der Branche angemahnt. Statt nur die „verlängerte Werkbank der OEMs“ zu sein, wie es einer der Firmenchefs formulierte, sollten die Druckgießereien wieder stärker in die Entwicklung von Bauteilen einbezogen werden. Als wichtiges Handlungsfeld wurden außerdem verstärkte Marketinganstrengungen identifiziert, die zu einer verbesserten Wahrnehmung in Politik und Gesellschaft führen und die junge Generation für eine Karriere im Druckguss begeistern sollen. 
Executive Circle Teilnehmer
Diesen Anspruch einzulösen, war nicht selbstverständlich, aber es gelang in den folgenden Stunden: In mehreren Thinkspaces diskutierten die Teilnehmer darüber, welche Einflüsse für ihre Branche besonders relevant sind. Mit Sachverstand und Leidenschaft sprachen sie in kleinen Gruppen wechselnder Zusammensetzung über mögliche Wege und Handlungsoptionen. Die verdienten Pausen wurden intensiv genutzt, um Networking zu betreiben, Kontakte herzustellen und zu vertiefen.
Ganz ähnlich beurteilte Markus Handtmann, Co-CEO der Handtmann Unternehmensgruppe, das Format: „Der Executive Circle war eine wichtige und richtungsweisende Veranstaltung für unsere Branche. Die Gießereiindustrie in Europa befindet sich nach wie vor im Umbruch und steht vor großen Herausforderungen. Um so wichtiger ist es, dass wir innerhalb der Branche Vertrauen aufbauen, unsere Zusammenarbeit vertiefen und unsere Stärken bündeln. Nur in Kooperation mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette können wir die notwendigen Investitionen stemmen und unseren Kunden die Lösungen bieten, die sie für eine erfolgreiche Zukunft benötigen. Der Executive Circle war ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber es liegt an uns, daraus mehr zu machen.“

„Wir sind für Fortsetzung offen“

Es bestand große Einigkeit darüber, den begonnenen Prozess weiter voranzutreiben. Deshalb war das vielfach geäußerte Lob an die Ausrichter für eine „tolle Veranstaltung mit Potenzial“ auch mit dem dringenden Wunsch verbunden, auf diesem Weg weiterzugehen und das Momentum zu nutzen.

Dies aktiv zu tun, versprach Christopher Boss: „Das war heute der Start von etwas Neuem. Wir sind für eine Fortsetzung offen.“ Als ein nächster Schritt schon fest eingeplant ist die Präsentation der in den Think Spaces diskutierten Themen in Form einer Szenarioanalyse des Zukunftsinstituts. Sie soll im Rahmen der kommenden EUROGUSS erfolgen, die vom 16. bis 18. Januar 2024 in Nürnberg stattfindet.
Shklarek Messer Johannes Messer (r.) im Gespräch mit Raphael Shklarek.
Auch Johannes Messer zeigte sich zufrieden mit dem an diesem Tag Erreichten: „Wenn wir uns nicht als Wettbewerber, sondern als Marktbegleiter verstehen, können wir viel besser die Zukunft gestalten. Ich glaube, das haben wir alle heute verstanden“, sagte er und schloss mit dem Gruß der Gießer: „Glückauf!“
Nachrichtensymbole auf einem Smartphone.

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