ESG im Maschinenbau: Enabler, Verwerter und der Wunsch nach einheitlichen Kriterien
01.09.2022 Nachhaltigkeit & CO2-Neutralität News

ESG im Maschinenbau: Enabler, Verwerter und der Wunsch nach einheitlichen Kriterien

Im Rahmen der EU-Taxonomie rücken verstärkter die ESG-Regularien in den Fokus von Unternehmen und auch der Finanzindustrie. Im Wesentlichen werden zunächst die umwelttechnischen Kriterien der Nachhaltigkeit adressiert, doch auch soziale Komponenten und Aspekte der Unternehmensführung spielen in der unternehmerischen Zusammenarbeit zunehmend eine wichtigere Rolle. Dies gilt auch für die Unternehmen des Maschinenbaus in Deutschland.

Grafik zu Indikatoren der Branche (CO2 Emissionen und Produktionswert) Quelle: IKB
Verringerung des CO2-Fußabdruckes im bzw. durch den Maschinenbau
Auf den ersten Blick betrachtet ist die Relevanz des Maschinenbaus für die globalen Treibhausemissionen irrelevant, da weniger als 1 % der Emissionen direkt diesem Industriesektor zuzuordnen sind. Nichtsdestotrotz konnten auch hier in den letzten Jahren signifikante Erfolge bei der Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen erreicht werden. So wurden bspw. in Deutschland im Zeitraum 2008 bis 2019 die Treibhausemissionen des Sektors um rund 12 % reduziert, während gleichzeitig der Produktionswert um gut 15 % gesteigert werden konnte, wie Daten von Umwelt- und statistischem Bundesamt belegen. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings schnell das gewaltige Hebelpotenzial des Maschinenbaus deutlich. Es zeigt sich, dass die Branche aufgrund ihres extrem diversifizierten Abnehmerfeldes knapp zwei Drittel der globalen CO2-Emissionen beeinflussen kann. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Emissionen in der Industrie – etwa in der Stahl- oder der Papierproduktion –, oder solche in der Energieerzeugung. In diesem Zielsegment ergeben sich durch neue Technologien Einsparpotenziale von mehr als 80 %, wie Studien von Oliver Wyman sowie BCG und VDMA aufzeigen. Erheblich geringer ist der Einfluss dagegen bei nicht-industriellen Emissionen. Dazu gehören Transportmittel oder Privathaushalte. Aber auch hier lassen sich Potenziale heben.
 
Soziales Unternehmertum im Maschinenbau fest verankert
Auch wenn die beiden anderen ESG-Komponenten bisher weniger stark im öffentlichen Fokus waren, so sind sie im Maschinenbau doch fest verankert. Die Branchenstruktur zeigt zum einen ein ausgeprägtes Unternehmertum, da eine Vielzahl der Unternehmen inhabergeführt sind und neben einer in der Regel nachhaltigen Unternehmensführung auch die Mitarbeiterbindung eng ist. Zum anderen sorgt auch die starke Einbindung der Gewerkschaften in die Beschäftigung von mehr als einer Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Branche für eine starke Betonung sozialer Aspekte.
 
Diversität und Branchenstruktur erschwert unternehmensspezifische Kennwertbildung

Für den objektiven Vergleich von Unternehmen und einen möglichen Peergroup-Vergleich ist die Bildung von ESG-spezifischen Kennwerten unerlässlich. Hier zeigt sich, dass für die Gesamtbranche eine relativ gute Datenbasis existiert, welche auf der volkswirtschaftlichen Analyse fußt. Aus dieser können sowohl umwelttechnische Kennwerte – etwa Treibhausgasausstoß/Produktionswert – aber sozial- bzw. unternehmensführerische Kennwerte – wie z.B. die Quote der Branchenunternehmen mit aktivem Betriebsrat – gebildet werden. Auf Unternehmensebene besteht für den KMU-geprägten Maschinenbau allerdings die Herausforderung, dass die komplexeren Kennwerte wie etwa der Gesamt-CO2-Ausstoß des Unternehmens oftmals nicht bekannt sind –schon gar nicht unter Berücksichtigung des CO2-Rucksacks der Vorprodukte. Dies und die sehr diversen Fertigungsabläufe in den unterschiedlichen Subsegmenten des Maschinenbaus erschweren die Vergleichbarkeit. Dennoch ist die Bildung erster indikativer Kennwerte auf Unternehmensebene relativ einfach möglich. Dazu zählt zum Beispiel der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen am Gesamtstrombezug. In anderen Kategorien und Kennwerten lassen sich auf Unternehmensebene einfache Sachverhalte aufzeigen, auch wenn hier ein externer Vergleich wiederum nur unter Berücksichtigung der geografischen Randbedingungen zielführend sind. Hier sind z.B. Unternehmenszugehörigkeit oder Weiterbildungskosten pro Mitarbeiter zu nennen. Zusammenfassend sehen wir Potenzial, dass zukünftig ESG-Kennwerte einen ratingrelevanten Stellenwert erreichen und somit neben den weiterhin essentiellen, finanztechnischen Kennwerten ein objektives Bild der Unternehmen zeichnen können. Dies gilt insbesondere für umwelttechnische Aspekte.


Quelle: www.ikb-blog.de/esg-im-maschinenbau-enabler-verwerter-und-der-wunsch-nach-einheitliche-kriterien/
 
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