Kostendruck als Katalysator
Der Trend zu höherer Wirtschaftlichkeit könnte dem Druckguss den Weg ebnen: „In der Raumfahrt gilt zunehmend das Prinzip der wirtschaftlichen Funktionalität", so Requena. Das heißt: Es geht nicht um maximale Perfektion, sondern um die bestmögliche Kombination aus Gewicht, Funktion und Kosten. Genau hier könne der Druckguss punkten – insbesondere bei weniger belasteten Strukturelementen, Halterungen oder Geometrien mit hoher Komplexität.
Eine hier bereits als problematisch bezeichnete Eigenschaft dürfte dabei auf einmal zum Vorteil werden: die Porosität. Was in der Luftfahrt als Nachteil gilt, könnte sich in der Raumfahrt als nützlich erweisen. „Viele Satelliten müssen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kontrolliert verglühen. Poröse Materialien haben hier den Vorteil, dass sie sich bei hohen Temperaturen schneller auflösen“, erläutert der DLR-Experte. Das Zauberwort heißt „Demisability“. So könnte ausgerechnet die Struktur, die Druckguss bisher als sicherheitskritisch disqualifiziert hat, in bestimmten Raumfahrtanwendungen als Materialqualität willkommen sein.
Zertifizierung als überwindbare Hürde
Natürlich ist auch die Raumfahrt ein regulierter Markt. Bauteile, selbst wenn sie nicht sicherheitsrelevant sind, unterliegen Normen und Qualitätsstandards. Doch im Unterschied zur bemannten Luftfahrt lassen sich diese Anforderungen je nach Anwendung überschaubar halten. Werkstoffwissenschaftler Requena betont: „Wer den Druckguss gezielt in nichtrisikobehafteten Bereichen einsetzen möchte, kann durchaus Wege finden, den Zertifizierungsaufwand zu stemmen.“
Für die Branche bedeutet das: Der Einstieg ist mit Aufwand verbunden, aber machbar – besonders für Gießereien, die bereit sind, sich auf neue Anforderungen, Dokumentationen und Prozesse einzulassen. Eine Spezialisierung auf spezifische Bauteilgruppen oder Funktionsmodule könnte den Markteintritt erleichtern.