Sowohl die Erwartungen für die kommenden sechs Monate als auch die Beurteilungen der aktuellen Situation sind ungünstig. Notieren erstere bereits seit Längerem im negativen Saldenbereich, sinkt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage erstmals seit November 2020 unter die Neutralitätsschwelle (-7,5 Punkte). Nur noch jedes fünfte Unternehmen bewertet die Geschäftslage als gut. Zulieferer, die in den kommenden sechs Monaten Besserung erwarten, bilden die Ausnahme: 7 Prozent sind vorsichtig optimistisch, knapp die Hälfte hingegen sieht konjunkturelle Schwierigkeiten auf die Industrie zukommen.
Waren die vergangenen Jahre durch Probleme im Zusammenhang mit der Coronapandemie, den Lieferketten und dem Krieg in der Ukraine sowie etwaige Nachholeffekte geprägt, zeichnet sich die Schwächung des Wirtschaftsstandortes Deutschland durch eine strukturelle Krise ab. Wo kurzfristige Schocks „durch agiles Unternehmertum und staatliche Stützen“ noch abgefangen werden konnten, geht es nun nach Ansicht der ArGeZ „bedrohlich an die Substanz“. Der industrielle Mittelstand habe oft nicht die Möglichkeit, schlechten regulatorischen Wettbewerbsbedingungen auszuweichen.
Substanzielle Absenkung der Energiepreise
Die Liste der Handlungsfelder sei lang. So setzen die mittelständischen Zulieferbetriebe als Energieträger vor allem Strom und Gas ein. Die Herstellung bzw. Verarbeitung von Aluminium und Stahl, von Gießereiprodukten sowie von Kunststoffen und Textilien verbraucht erhebliche Energiemengen. Die Preise dafür liegen weit über denen anderer Industrienationen. Automobilzulieferer stehen aber in einem harten internationalen Wettbewerb. Die Hersteller vergeben Zulieferteile bevorzugt an Betriebe in Regionen mit niedrigeren Energiekosten. Zulieferer, die ihre Produktion nicht ins Ausland verlagern können, brauchten daher schnell eine substanzielle Absenkung der Energiepreise.